9. Juni, 2021 - SVFF Zentralvorstand
Die Schweizerische Vereinigung der Freunde Finnlands (SVFF) feiert dieses Jahr den 75. Geburtstag. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs hat Gubert von Salis den Grundstein zum Verein gelegt, der sich inzwischen zwar teilweise neu ausgerichtet hat, aber immer noch das gleiche Ziel verfolgt: die Freundschaft zwischen den beiden Ländern zu fördern.
Die SVFF feiert ihren 75. Geburtstag

Die geniale Idee von Gubert von Salis

Text Guido Felder, Chefredaktor Finnland Magazin

«Das tapfere Verhalten der finnischen Nation im Krieg und ihr zäher Wille, der Nachkriegsschwierigkeiten Herr zu werden, haben in der Schweiz einen tiefen, nachhaltigen Eindruck gemacht. So ist denn bei manchen Schweizern der Wille vorhanden, diesem Gefühl der Wertschätzung und der freundschaftlichen Verbundenheit sichtbaren Ausdruck zu verleihen durch einen Zusammenschluss aller Freunde Finnlands.

Wir möchten in der geplanten Vereinigung die kulturellen Beziehungen zu Finnland pflegen und vertiefen und Gedanken darüber austauschen, wie wir da und dort die Not in Finnland – und diese ist erschreckend gross – lindern können.»

Die Worte, mit denen Gubert von Salis (1899-1977) aus Winterthur zur Gründungsversammlung der SVFF einlud, waren nachhaltig. Zwölf Personen nahmen am 20. Dezember 1946, 20 Uhr, im ersten Stock des Hotels St. Peter in Zürich, an der ersten Versammlung teil und verbreiteten die Idee in den folgenden Jahren über die ganze Schweiz. Über 5000 Mitglieder zählte die Vereinigung in ihrer Blütezeit in den 1980er-Jahren, heute sind es – trotz generell wachsender Vereinsmüdigkeit – immer noch rund 2500. In den ersten Vorstand wurden Professor Gubert von Salis als Präsident, Apotheker J. Hürlimann als Vizepräsident, Redaktor Dölf Meier als Sekretär und Aduli Kaestlin-Burjam als Beisitzerin gewählt. Das Amt des Kassiers wurde später bestimmt.

Die Gründung fiel in die Zeit, in der die Schweizer auf das arg geplagte, aber tapfere Land aufmerksam gemacht worden waren, das es wagte, der grossen Sowjetunion die Stirn zu bieten. Vor allem die NZZ berichtete regelmässig detailliert über den Winterkrieg (talvisota) von 1939/40 und später über den Fortsetzungskrieg (jatkosota) von 1941 bis 1944.

Gubert von Salis kannte die Lage in Finnland bestens. Er war als Major der Schweizer Armee nach Finnland abkommandiert worden, um über die Kriegs-Geschehnisse in Bern zu berichten. Schon vorher unterhielt er Beziehungen zu Finnland, da seine erste Frau eine Finnlandschwedin aus Hanko war. Die Idee, einen Verein zu gründen, kam von Salis während des Winterkriegs, die Umsetzung war jedoch erst möglich, als die Kriegswirren vorüber waren. Von Salis, der immer wieder betonte, dass es im Verein nicht um Politik gehe, präsidierte die SVFF bis 1976 und wurde anschliessend zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Während seiner Amtszeit von stolzen 30 Jahren initiierte er mehrere Projekte, die heute einen festen Platz haben und teilweise weit über die Vereinigung hinaus strahlen. Dazu gehören das Mannerheim-Denkmal in Montreux, das 1955 im Beisein des Schweizer Generals Henri Guisan eingeweiht wurde, die Fennica-Bibliothek (1955), die Gedenkstätte in Zollikon für abgestürzte Piloten (1959) sowie die langjährige Ausstellung über die finnische Geschichte im Schloss Rapperswil. Auch die Durchführung von verschiedenen Finnland-Wochen und die Gründung der Stipendiats-Stiftung (1948) sind auf ihn zurück- zuführen.

Mit grossem ehrenamtlichem Engagement konnte er viele Personen dazu motivieren, für die Vereinigung und deren Ziele Geld zu spenden. Finnland dankte es ihm mit mehreren Auszeichnungen: Juho Kusti Paasikivi, Staatspräsident von 1946 bis 1956, verlieh ihm als ersten Ausländer 1955 einen finnischen Professorentitel. 1962 erhielt von Salis von Urho Kekkonen, Staatspräsident von 1956 bis 1982, den Finnischen Löwenorden (Kommandeurklasse) und 1970 von Befehlshaber General Kaarlo Olavi Leinonen die Goldmedaille der Finnischen Verteidigungskräfte.

Als in den 1960er-Jahren immer mehr Finnen in die Schweiz zogen, vor allem, um in Pflegeberufen oder als Au-Pair zu arbeiten, fanden sie in der SVFF eine Verbindung zur Heimat. Die Mitgliederzahl wuchs an, vor allem auch deshalb, weil die Vereinigung mit einem eigenen, von Pirkko Landis-Laitiala betreuten «Sekretariat Charterflüge» Direktflüge nach Helsinki organisierte. Bis Ende der 1950er waren Reisen nach Finnland nämlich sehr zeitraubend und teuer: Die Finnair flog erstmals 1958 von Helsinki nach Basel, allerdings musste man dazwischen dreimal umsteigen. Mit den SVFF-Charterflügen ging es nicht nur auf direktem Weg, sondern auch zur Hälfte des Preises, den man im Reisebüro hätte zahlen müssen.

Mit der Gründungsversammlung der Vereinigung wurde gleichzeitig die Gruppe Zürich ins Leben gerufen. Bis 1950 formierten sich weitere Gruppen in Rorschach, Bern, Luzern, Genf und Basel. Später kamen Gruppen in der Waadt, Neuenburg, Solothurn und St. Gallen hinzu. Einige fusionierten oder änderten den Namen. Heute bildet sich die SVFF aus den acht Regionalgruppen Zürich, Bern, Ostschweiz, Schaffhausen, Luzern, Basel, Solothurn und Léman. Dazu kommen die eigene Kulturkommission sowie die Stipendiatsstiftung. 1948 wurde in Finnland die Schwestervereinigung Sveitsin Ystävät Suomessa (SYS) gegründet, die ebenfalls in Ortsgruppen aufgeteilt ist.

Die SVFF ist heute eine der aktivsten und am besten organisierten Kulturvereinigungen in der Schweiz. Zu ihren Partnern gehören unter anderem die Finnischen Schulen, Spielgruppen, der Finnische Chor, die Finnisch- Schweizerische Offiziersvereinigung, die Tanzgruppen Wenlat und Katrilli, die Handelskammer Finnland-Schweiz, die Fennica-Bibliothek, die Finnische Handelsgilde Zürich, die finnische Kirche sowie die finnische Botschaft in Bern. Die Vereinigung ist auch Bindeglied zum Auslandfinnenparlament.

Vor 75 Jahren rief Gubert von Salis dazu auf, «die Not in Finnland» zu lindern. Mit finanziellen Hilfen, etwa an das Finnenhaus im Pestalozzidorf Trogen oder an die Kinder des wiederaufgebauten Dorfes Suomussalmi sowie Unterstützung von Studenten, konnte die SVFF wichtige Akzente setzen. Heute lei- den die Finnen längst keine Not mehr, die Aufgaben der SVFF haben sich daher im Laufe der Zeit angepasst.

Die 2020 gewählte Zentralpräsidentin Tarja Perämäki formulierte sie in ihrem Grusswort bei Antritt ihres Amtes so:

«Die SVFF bedeutet für mich, ein geistiges Zuhause in der Wahlheimat Schweiz zu haben, an den vielfältigen Vereinsanlässen Freunde zu treffen, neue Bekanntschaften zu machen und sich einfach in der vertrauten Atmosphäre wohlzufühlen. Die Schweizerische Vereinigung der Freunde Finn- lands bietet für Jung und Alt, für langjährige und neue Mitglieder, ein wichtiges Begegnungsforum, wo man ungezwungen seine Bindung zu Finnland und der finnischen Kultur frönen kann.»

Gubert von Salis
Gubert von Salis
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Sauli Niinistö:

Die Leistung der SVFF ist beeindruckend

Finnland und die Schweiz geniessen heute ausgezeichnete Beziehungen miteinander. Die Schweiz war unter den ersten Ländern, die die Unabhängigkeit der Republik Finnland am 11. Januar 1918 anerkannten. Seitdem haben unsere bilateralen Kontakte und Austausche ständig zugenommen, und dies gilt sowohl für die Politik als auch für Wirtschaft, Forschung, Bildung, Verteidigung und Kultur. Es sind zwei Länder, die viele Gemeinsamkeiten haben und die auch grundsätzliche Werte wie Freiheit, Demokratie, Rechtsstaat, Gleichstellung und Menschenrechte miteinander teilen.

Finnland hat in der Schweiz ein sehr positives Profil, was natürlich dazu beiträgt, dass uns das Zusammenwirken mit Schweizern leichtfällt. Finnland ist bekannt als ein Land mit schöner und reiner Natur, starkem Verteidigungswillen, vorbildlicher Gleichstellung, erfolgreichem Bildungssystem und hoher Innovationskraft. Auch kulturell wird Finnland stark vertreten und geschätzt durch zahlreiche Auftritte von finnischen Künstlern in der Schweiz.

Finnen und Schweizer kommen sehr gut miteinander zurecht. Das ist kein Wunder, da neulich auch wissenschaftlich von einer internationalen Gruppe der Top-Universitäten bewiesen worden ist, dass wir Finnen kulturell den Schweizern am nächsten stehen. Tatsächlich sind zahlreiche Finnen über Jahrzehnte hinweg in die Schweiz umgesiedelt, und viele von ihnen haben nicht nur ihren Wohnsitz in der Schweiz genommen, sondern auch den Lebenspartner in der Schweiz gefunden. Ein weiteres Beispiel für den regen finnisch-schweizerischen Austausch zwischen den Menschen sind die Besuche von Schweizer Touristen in Finnland. Anteilmässig sind sie nach den Einwohnern der Nachbarländer Finnlands diejenigen Ausländer, die Finnland am häufigsten besuchen.

Es besteht kein Zweifel darüber, dass die Schweizerische Vereinigung der Freunde Finnlands (SVFF) einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet hat, wie eng das Verhältnis zwischen Finnland und der Schweiz heute ist. Schon 75 Jahre lang hat die SVFF – das heisst die freiwilligen finnischen und schweizerischen Mitglieder – sich dafür eingesetzt, Finnland in der Schweiz bekannter zu machen, finnische Kultur in der Schweiz zu fördern, Finnen und Schweizer einander näher zu bringen und dadurch die Beziehungen zwischen Finnland und der Schweiz zu vertiefen und zu verstärken.

Wenn wir also dieses Jahr das Jubiläum zum 75-jährigen Bestehen der SVFF feiern, so gibt dies uns eine passende Gelegenheit, der Vereinigung gegenüber unsere Bewunderung und Dankbarkeit dafür zum Ausdruck zu bringen. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat die SVFF unermüdlich und zielstrebig die Beziehungen zwischen Finnland und der Schweiz gepflegt. Die Ergebnisse ihrer Wirksamkeit sind beeindruckend.

Ich möchte der SVFF und ihren tatkräftigen Mitgliedern zum 75. Jubiläum herzlichst gratulieren. Ich wünsche Ihnen allen wie auch unseren beiden Ländern weiterhin gesunde, glückliche und erfolgreiche Jahre.

Sauli Niinistö, Präsident der Republik Finnland

Sauli Niinistö
Sauli Niinistö

Guy Parmelin:

Die Pflege der Heimatgefühle ist wichtig

Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Schweizerische Vereinigung der Freunde Finnlands (SVFF) gegründet. Heute blickt sie auf 75 ereignisreiche und aktive Jahre zurück. Dass sich die Finnen und ihre Schweizer Freunde nach wie vor zahlreich treffen, Heimaterinnerungen austauschen und die finnische Kultur pflegen, ist ein gutes Zeichen sowohl für Finnland wie auch die Schweiz. Es zeugt von gegenseitiger Offenheit, tiefen freundschaftlichen Gefühlen und auch Verständnis für das Schicksal der Auswanderer, die ihre Bande zur Heimat erhalten möchten.

Die Schweiz verfügte, schon als die SVFF gegründet wurde, über eine langjährige Erfahrung mit Heimatvereinen. Anfänglich handelte es sich aber ausschliesslich um inländische Zusammenschlüsse von Kantonsvertretern, die meistens wegen ihrer Arbeit in einen anderen Kanton ausgewandert waren und dank den Treffen ihr Heimweh etwas besänftigen konnten. In den grösseren Städten gab es fast aus allen Schweizer Kantonen Gruppirungen, die sich regelmässig sahen und so ihren Dialekt pflegen und die eigenen Lieder singen konnten. Heute sind von diesen Vereinen nur noch wenige übrig, dafür sind auf internationaler Ebene viele neue hinzugekommen, so auch die SVFF. Die Welt ist in den letzten Jahrzehnten kleiner geworden. Man bewegt sich in einem grösseren Umkreis und so haben sich die Kontakte und die freundschaftlichen Bande internationalisiert.

In der Schweiz leben – unsere Statistiken sind aufschlussreich – fast 4000 Finninnen und Finnen. Umgekehrt haben rund 1800 Schweizerinnen und Schweizer ihren Wohnsitz in Finnland. Bevölkerungsmässig zählt die Schweiz gut 1,5 Mal so viele Einwohnerinnen und Einwohner wie Finnland. Quintessenz daraus: Die Schweiz ist für finnländische Staatsbürgerinnen und -bürger ein attraktives Auswanderungsland. Aber auch umgekehrt ist offensichtlich grosse Sympathie vorhanden. Diese gegenseitigen freund- schaftlichen Beziehungen sind auf jeden Fall eine fruchtbare Grundlage, um es einem Verein wie der SVFF zu erlauben, nicht nur Begegnungen zu pflegen, sondern auch noch Kultur- und andere Anlässe zu organisieren. Und mit dem «Finnland Magazin» produziert ihre Vereinigung sogar ein eigenes Mitgliedorgan, das neben nützlichen Informationen für die einen und die andern auch Begegnungen mit dem Heimatland und dem Aufenthaltsland sowie den Leuten hier und dort ermöglicht.

Ich wünsche den Finninnen und Finnen in der Schweiz weiterhin gute Kontakte, sowohl zum gegenwärtigen Aufenthaltsort wie auch zur Heimat. Mit den Freundschaften, die Sie pflegen, sorgen Sie dafür, dass die SVFF auf guten lokalen Support zählen und so seine Bindeglied-Funktion aktiv leben kann. Integration heisst nicht, dass man die Bande zur geistigen Heimat abbricht, sondern dass man diese in den neuen Alltag in der Wahlheimat integriert. Wenn Ihnen das weiterhin so gut gelingt wie bisher, dann wird die SVFF noch viele Geburtstage feiern können.

Guy Parmelin, Schweizer Bundespräsident

Guy Parmelin
Guy Parmelin